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Sobre l'autor

Crèdit de la imatge: Photo by André Karwath / Wikimedia Commons

Obres de Heribert Prantl

Im Namen der Menschlichkeit (2015) 6 exemplars
Die Kraft der Hoffnung (2017) 5 exemplars
Allein auf hoher See. (2002) 2 exemplars
Sind wir noch zu retten? (1998) 2 exemplars

Etiquetat

Coneixement comú

Nom oficial
Prantl, Heribert
Data de naixement
1953-07-30
Gènere
male
Nacionalitat
Germany
Lloc de naixement
Nittenau, Bavaria, Germany

Membres

Ressenyes

Der Brief eines Populisten an sich selbst.

Schon die ersten Sätze steigen hinab zu einer offensiven Kriegsterminologie: die Guten seien nur bedingt abwehrbereit und den Feind, also alle, die nicht so denken wie Heribert Prantl, sieht er geradezu übermächtig mit Wortpanzern auf sich zurollen. Ja, die Verfassung der USA hätte rot werden müssen, als Trump die Eidesformel sprach. Er hätte Minderheiten verhöhnt und den Religionsfrieden gestört, liest man gleich auf der roten Ampelseite 7. Der Glaube an das Recht würde angegriffen vom asozialen Glauben an das Recht des Stärkeren, was wiederum gespeist würde von neuen nationalen Egoismen und Egomanien. Am Ende des Buches lesen wir gar vom demokratischen Gegenfeuer, das er jetzt mit dieser heißen Wortlava starten möchte.

Gleich sind wir zu Beginn bei den universellen Menschenrechten, die nochmal von wem geschützt werden, der UNO? Rechte, die auch bei der dritten monotheistischen Religion unter dem Vorbehalt ihrer Gottesgesetzgebung stehen. Kein Wort davon, Hauptsache Religionsfreiheit und dem Gegner ordentlich gleich den Wortschneid abgekauft. Es handele sich um eine Entbügerungs-, Entbürgungs- und eine Ent-rechtungsbewegung, lesen wir bei HP.

Negative Renaissance, Wahnideen und so weiter, wir konsumieren Kaskaden aller Negativ- und Bedrohungsworte, die man heute so finden kann. Sogar Grillparzer greift ein: „Von der Humanität durch Nationalität zur Bestialität.“ Wir lesen weiter von emotionalen Anwürfen wie gemeiner Rede, gemeiner Tat, Lust an politischer Grobheit, Flegelei, Unverschämtheit, Verhöhnung von Anstand, massiver Missachtung des Respekts, dummdreiste Reden, schmuddelige extremistische Forderungen - und wir sind bislang erst auf der zweiten Seite.

Nun, Populisten reden gemeinhin so und auf keiner der folgenden Seiten lesen wir bessere Argumente, außer dem Vorwurf, dass die Herrschenden nichts verstünden und die Populisten einen eruptiven Ausbruch vortäuschen würden, der dem Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 gleichen, aber eben nicht stimmen würde. Von diesem tollen Vergleich gestärkt, dreht HP granantenmäßig auf und möchte gegen die regnende Wort-Lava der Rechtspopulisten jetzt eine demokratische, rechtsstaatliche und soziale Offensive setzen, zu einem Sturm der Aufklärung will er blasen.

HP entreißt in seinem kampfbetonten Furor der AfD den Begriff der Heimat und stellt als neuer Kommissar wider die rechte Ideologie fest: „Die hoch verschuldeten Kommunen zum Beispiel im Ruhrgebiet, die sich aus eigener Kraft nicht mehr aus dem Knebel befreien können, müssen mit kreativen politischen Lösungen entschuldet werden.“ Um auf einer der folgenden Seiten Kardinal Wölki zu zitieren: „Wer Ja zu Kirchtürmen sagt, muss auch Ja zu Minaretten sagen.“ Er sieht die Ökumene der Religionen inzwischen mehr als kleine Trampelpfade im Dschungel ebnen, die Kirchen sollten damit wuchern und Orte der offenen Begegnung bleiben. Antagonismen sieht er überwunden und auch der Muslimbruderschaftsgruß eines Erdogan scheint er nicht zu verstehen. Sarrazin sei schuld, dass eine Islamfeindlichkeit entstanden sei, er habe sein Buch mit vergiftetem Toner geschrieben. Die Erklärung für geringe Schulerfolge von Migrantenkindern sei eine unzureichende Struktur des deutschen Bildungssystems, die Kinder in Neukölln müssten weit mehr als bisher gefördert werden.

Nun, viel konkreter wird es in diesem schmalen Büchlein nicht, ein schönes, pastorales Wort zum Sonntag, die braune Kloake zerrinnt dem Populisten Prantl zwischen den tippenden Abwehrschlachtfingern und er möchte das Drohwort Zukunft wieder zum Frohwort umgestalten. Denn die Zukunft sei nicht geformt, sie entstünde in jedem Augenblick der Gegenwart, sie ist also in jeder Sekunde veränderbar, meint HP in schönstem Tautologien-Geschützfeuer. Am Ende mixt er locker ein-sätzig deutsche Rechtsextremisten mit jenen in der Türkei und sein eingerührter Drohbrief gegen alles Rechte findet so einen Höhepunkt, der einige Zeit des Nachdenkens bedarf.

Alles, was nicht in HPs Weltbild passt, ist Verrohung, eine Primitivierung des Abendlandes, eine Rohheit mit gemeinen Sprüchen, Galgen, Gosse. Und natürlich Pegida. Verachtenswert für ihn. Er steht in der Semperoper und liest auf der Bühne die Worte Vernunft und Weisheit, während sich draußen die Unvernunft Bahn brach. HP meint Volksverhetzung definieren zu können, dabei wäre nach diesem Konvolut an kriegerischen Worten die Frage, was andere über eine solche Schrift denken.

Damit überschreitet HP die anklagende Grenzlinie zwischen einem gesunden Patriotismus und Nationalismus. Alle, die heute die herrische Weltsicht des HP kritisieren, werden dem Nationalismus zugeordnet, der erweiterten Form des Patriotismus: während man hier sein Eigenes schätzt, hasst man im anderen alles Fremde noch mit. Deutschland hat das außer in der 33er Zeit selten getan, sondern eine lange Tradition in der Übersetzung und Verbreitung anderer Kulturen, im Anerkennen des Anderen, alleine schon durch die Mittellage in Europa bedingt. Dies auch politischen Gegner zu unterstellen, wäre erste Bürgerpflicht in der Polis Deuschland, aber bereits hier scheitert ein Mann, der selbst zu einer Verrohung der Sitten beiträgt.

Zu diesem Buch passt auch diese Meldung auf Spiegel Online von gestern: „Heute um zwölf Uhr mittags, High Noon, wird Frank-Walter Steinmeier als Bundespräsident vereidigt. Damit ist der friedliche Machtwechsel an der Spitze des Staates dann endgültig vollzogen“. Herr Prantl hat in diesem Buch ähnlich absurd formuliert, um eine Front aufzumachen, wo keine sein müsste, unter Demokraten. Immerhin sind noch keine Schüsse gefallen, sind wir doch noch in friedlichen Zeiten und nicht an der Front.
… (més)
½
 
Marcat
Clu98 | Feb 24, 2023 |
Dieses äußerst kurze Buch entstanden in einer Zeit, da Asyl eines der dringlichsten Themen der Tagespolitik ist, ist ein voller Erfolg darin, das zu sein, was es zu sein anstrebt - ein Appell, ein Aufruf an unsere Menschlichkeit. Ob es schnell an Aktualität verlieren wird, ist nicht zu sagen, aber leider wahrscheinlich. Doch es bleibt ein kräftiger Appell, nicht mehr und nicht weniger.
½
 
Marcat
chwiggy | Jan 19, 2016 |

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