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Assaigs (1580) — Traductor, algunes edicions4,792 exemplars

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Es gibt eine Zeit vor und eine nach Montaigne. Wenn man ihn entdeckt hat, dann lässt er einen nicht mehr los und verlangt nach dem Gang in das Turmzimmer. Man braucht als Zufluchtsort ein Hinterstübchen bei sich selbst, ein Rückzugsort in die eigene, eigen-sinnige Welt.

Montaigne war in seinem Beruf der Mediation verpflichtet, er musste unterschiedlichste Streithähne in dem ersten internen Religionsbürgerkriegen in Frankreich (Hugenottenkriege) wieder zu Besinnung bringen. Immer wieder geht er in die Einsamkeit seines Turmzimmers zwischen all diesen Gesprächen, aber erst als er sich völlig aus allen Ämtern zurückzieht, macht sich sein Geist hundertmal mehr zu schaffen als zuvor, da er für andere tätig war.

Montaigne ist eines der besten Mittel, still in einem Zimmer sitzen zu können, auf sich selbst zurückgehend und völlig ruhig werdend, ein Schild gegen die Beschleunigung der Welt. Montaigne ist radikale Ehrlichkeit,vor allem zu sich selbst. Seine Selbstbeschau besticht und führt zurück zur wahren Natur des Selbst als einem in die Zeit geworfenen Wesen, das sich den Zufälligkeiten des Lebens anvertrauen muss, um in diesem Auf und Ab bestehen zu können.

Leitbild von Montaigne ist nicht die Amtskirche oder sein katholischer Glaube, sondern der Skeptiker Pyrrhon. Hinter jedem Satz von Montaigne steht ein Fragezeichen: Was weiß ich? Vertraue auch nicht mir, sondern nur Dir selbst. Montaigne stellt die Instrumentalisierung der christlichen Religion für Kriege an den Pranger, Jesus hat dies seiner Ansicht nach nicht gemeint. Erst die Aufklärung wird ihm auch in dieser Hinsicht Recht geben. Er plädiert für die absolute Gleichheit zwischen Mensch und Tier, jeder möge es selbst an sich beobachten, wenn er ein Tier in der Nähe hat.

Nichts brandmarkt Montaigne mehr als die menschliche Vermessenheit. Seine Verachtung dafür ist grenzenlos. Sein Nein zu jeder Form von Heldentum, Größe und Erhabenheit ist wohl begründet. Und er erlebt die Schmerzen eines Bürgerkrieges. Er ist für ihn viel schlimmer als alle anderen: „Was Bürgerkriege bedrohlicher macht als andere Kriege, ist, dass jeder von uns im eigenen Haus Wache stehen muss.“

Hans Stilett ist Übersetzer und begleitet bzw. wählt in diesem wunderschönen, perfekt verarbeiteten Buch aus Montaigne's Werk aus und gießt alles in eine narrative Gliederung, die einfach besticht. Insgesamt 19 Punkte, die am Ende in eine Lichtes Finale fließen, in das uneingeschränkte Ja zum Leben, umso stärker, je skeptischer man mit Montaigne die Aspekte des Lebens vorher betrachten kann.

Besonders hervorzuheben die Begründung von Hans Stilett (ab Seite 37) zur eigenen Übersetzung von Montaigne’s großartigem Satz: „Chaque homme porte la forme entière de l’humaine condition.“ Hans Stilett formuliert: „Jeder Mensch trägt die ganze Gestalt des Menschseins in sich.“ Unglaublich spannend, die anderen möglichen Übersetzungen in unterschiedlichen Sprachen/Übersetzern zu erfassen und seine Begründungen zu lesen für die eigenen Worte: „Wieso habe ich Gestalt für forme gesetzt, wieso Menschsein für l’humaine condition; und wieso ergänze ich das Zitat um „in sich“?

Dieses Buch ist ein stiller, beruhigender Begleiter, ein Muss für alle Montaigne-Fans (wunderschöner, stabiler Leinenumschlag, Fadenheftung, lila Lesebändchen)!
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Clu98 | Feb 27, 2023 |

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